Führung und Manipulation: Donald Trump Fallstudie, Teil 1

Die beste Verteidigung gegen Manipulationen ist sich ihrer bewusst zu sein.
Um zu veranschaulichen, wie Manipulation funktioniert, hat unser Kollege Dr. Nate Regier von Next Element (www.next-element.com) den amtierenden U.S. Präsidenten Donald Trump studiert und seine Taktiken identifiziert und daraus positive Führungslektionen abgeleitet. 

Nate Regier ist klinischer Psychologe, Certifying Master Trainer für PCM und einer der erfahrensten PCM-Experten weltweit. 

Lassen wir nun Dr. Nate Regier zu Wort kommen. Er soll uns mehr über seine Sicht zu den ersten drei Taktiken und den zugehörigen positiven Führungslektionen erzählen:

Das Webster Dictionary definiert „Manipulationen“ so: „Manipulation ist, mit listigen, unfairen oder heimtückischen Mitteln zu kontrollieren oder zu spielen, insbesondere zum eigenen Vorteil.“

Bei Next Element vermitteln wir Kommunikations- und Konfliktwerkzeuge, die Führungskräften dabei helfen, Unterschiede und Konflikte besser zu verhandeln. Während unserer Trainings- und Coaching-Programme beginnen TeilnehmerInnen, das Potenzial dieser Werkzeuge zu erkennen, um das Verhalten von Menschen zu beeinflussen. Einige werden dann nervös und fragen uns, ob es sich dabei nicht um „Manipulation“ handelt. Das ist eine tolle Frage! Der Unterschied besteht darin, dass unsere Methoden so konzipiert sind, dass sie Situationen unterstützen, die sich durch Sicherheit, Neugierde und Konsistenz auszeichnen; genau das Gegenteil von Manipulation.

Die beste Verteidigung gegen Manipulationen ist sich ihrer bewusst zu sein. Um zu veranschaulichen, wie Manipulation funktioniert, habe ich Donald Trump studiert und sechs Taktiken identifiziert. Ich beschreibe die ersten drei Taktiken in dem nun folgenden Beitrag und die nächsten drei im zweiten Teil. Zu jeder Taktik gibt es auch eine positive Führungslektion!

Taktik 1: Übermäßiges Vereinfachen und Wiederholen

Die übermäßige Vereinfachung komplexer Sachverhalte lädt Menschen dazu ein, weniger zu denken und mehr auf ihre Emotionen, insbesondere auf Angst, zu reagieren. Trump ist ein Meister dieser übermäßigen Vereinfachung. „Ich werde eine Mauer bauen und Mexiko wird dafür bezahlen.“, lautet seine überzogen vereinfachte Aussage. Die etwas komplexere Version wäre: „Ich werde unser Handelsdefizit mit Mexiko um 10 Milliarden Dollar reduzieren und diese zusätzlichen Einnahmen verwenden, um die Mauer zu bezahlen.“ Die erste Aussage lädt zu starken emotionalen Reaktionen und zu Polarisierung ohne sinnvollen Dialog ein, die zweite lädt zum Denken ein.

Trump ist stolz auf seine Bereitschaft, „es so zu sagen, wie es ist“, und lehnt die politische Korrektheit in seinem Diskurs ab. Auch ich bewundere das. Viele Menschen werden jedoch nicht in der Lage sein zwischen „es so zu sagen, wie es ist“ und „es zu stark zu vereinfachen“ zu unterscheiden.

Wiederholen, wiederholen, wiederholen. Wenn du es oft genug hörst, muss es wahr sein, oder? Hören Sie Trump in Interviews zu und achten Sie besonders darauf, wie oft er die stark vereinfachten Sätze wiederholt, selbst innerhalb seiner Antwort auf eine einzige Frage!

Positive Führungslektion:

Wirksame Führung klärt, ohne zu stark zu vereinfachen, führt sinnvolle Dialoge, ohne das Gespräch zu beenden und bestätigt Emotionen, anstatt Angst zu schüren.

Taktik 2: Die Realität anderer diskreditieren

Manipulation beruht darauf, die Wahrnehmung der Realität anderer Personen in Frage zu stellen. Dies ist einer der wichtigsten Gründe, warum z.B. Opfer von Missbrauch nicht nach außen gehen; weil sie Aussagen wie „Niemand würde dich lieben.“ oder „Niemand würde dir glauben.“ für wahr halten.

Trumps Version. „Niemand hört Ihnen zu.“ Oder „Ob Sie es glauben oder nicht, ich bin „mehr Präsident“ als jeder andere Präsident – außer Abe Lincoln.“ Diese Sätze sind heimtückisch und kraftvoll. Der erste Satz war für einen Reporter bestimmt. Es war ein persönlicher Angriff, der darauf abzielte, ihn zu diskreditieren und den Rest von uns dazu zu bringen, zu glauben, dass seine Perspektive wertlos war. Der zweite Satz ist eine Aussage, die Trump häufig verwendet, wenn jemand sein Verhalten in Frage stellt. Sie lädt andere ein, ihr Wissen zu hinterfragen.

Wenn jemand sagte: „Ich bin „mehr Präsident“ als jeder andere Präsident – außer Abe Lincoln.“, hätte diese Aussage viel weniger Einfluss, als wenn man am Anfang hinzufügte: „Glaub es oder nicht.“. Diese subtile Formulierung sendet die unterschwellige Botschaft: „Es ist wahr, und wenn man es nicht glaubt, ist man derjenige, der dumm ist.“ Ripleys „Believe It Or Not“ ist ein Buch mit unglaublichen Fakten, von denen die meisten von uns nie wüssten, dass sie echt sind. Wir akzeptieren sie aber als wahr, sobald wir die dahinterliegenden Fakten kennen. Trump lädt uns ein, unser logisches, neugieriges Gehirn zu umgehen und die Behauptung einfach zu akzeptieren, weil sie mit Zuversicht gesagt und wiederholt wird.

Positive Führungslektion:

Wirksame Führung bestätigt, anstatt zu diskreditieren, fördert die Debatte anstatt den Dialog abzubrechen und verspricht weniger und liefert mehr anstatt übertriebene Behauptungen aufzustellen.

Taktik 3: Unterbrechen

Andere zu unterbrechen ist eine klassische Manipulationstechnik, weil es eine Machtdemonstration ist, um Dominanz auszuüben. Das wichtigste Ergebnis der Unterbrechung ist, dass sie jeden Dialog stoppt, der die Position des Manipulators oder seine Autorität in Frage stellt. Anfänger geben sich ihren eigenen Impulsen hin und unterbrechen einfach, weil sie es kaum erwarten können zu sprechen oder sich in der Defensive fühlen. Erfahrene Unterbrecher wie Trump sind viel taktischer. Ihre Unterbrechung wird sorgfältig geplant und ausgeführt, um eine maximale Einschüchterung zu erreichen.

Positive Führungslektion: 

Wirksame Führung sucht zuerst nach anderen Perspektiven und respektiert diese auch bei Meinungsverschiedenheiten.

Freuen Sie sich auf den zweiten Teil, in dem wir die nächsten drei Taktiken der Manipulation erläutern!

Quelle:
Copyright 2016, Next Element Consulting, LLC, www.next-element.com
Alle Rechte vorbehalten; übersetzt aus dem englischen Original durch IMC im Nov. 2019.